Mit dem Nachtzug nach Sa Pa. Wenn es sich um das Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln handelt, müsste sich eigentlich in meinem Fall eine komische Geschichte ergeben. Aber nein - die Hinfahrt war geradezu langweilig... Allerdings kenne ich jetzt den Unterschied zwischen hard- und softsleeper. Alle Touristen buchen nämlich softsleeper (vier Betten und bequeme Matratzen), mein Office hat allerdings für mich hartsleeper gebucht (6 Betten und quasi keine Matratze...). Du willst Vietnam wirklich kennenlernen, dann reise auch wie die Einheimischen (och nööööö! Wat hätte ich für eine ansatzweise vernünftige Matratze gegeben, bei 10 Stunden Zugfahrt).
|
Mein Bett, sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt war das mittlere. Du darfst dir das Laken und generell alles in diesem Raum nicht genauer angucken. Sagen wir mal so, es geht sauberer. Aber wenn dann die Klimaanlage nachts auf Hochtouren läuft, kuschelt man sich doch in die Decke. |
|
Wer kein Bett hat, schläft eben im Gang |
Auf die Rückfahrt war allerdings Verlass: Ich liege auf meiner harten Pritsche und fünf weitere Betten sind zu vergeben. Kinder zählen allerdings nicht... Fünf Erwachsene und drei Kinder gesellen sich in mein Abteil. Wenn man auf Klassenreise f'ährt, gibt es meistens doch auch ein Zimmer, in dem sich alle umliegenden Zimmer versammeln. Ta da - in meinem Abteil hat also eine kleine Vietnamesenparty stattgefunden. Bei der Körpergröße finden zum Quatschen locker vier Menschen Platz auf einem Bett. Eine Lautstaerke, dat könnt ihr euch nicht vorstellen. "Naanutamtamnoinaaanunam". Ein beeidruckender Sprachbrei bildete irgendwann einen wohltuenden Klangteppich, der mich allmählich einschlummern ließ. Und ploetzlich, von einer Sekunde auf die andere, war es muksmäuschenstill. Schlafenszeit! Vor Schreck bin ich erst einmal aufgewacht.
Sa Pa ist eine kleine Stadt im Norden, nahe der chinesichen Grenze und landschaftlich unglaublich beeindruckend! Aus dem Zug ab mit dem Bus (eine Stunde Busfahrt bis Sa Pa in einem Kleinbus für 12, wir aber mit 28 Personen
- so etwas ist für mich ja quasi nicht einmal mehr erwähnenswert) in ein Hotel für ein schnelles Frühstück, denn dort wartete bereis eine zauberhafte kleine Lady in traditioneller Kleidung. Ihr Name war Son und sie sollte die nächsten beiden Tage für mich und zwei Engländerinnen unser Guide sein.
|
Sa Pa - Son geht vor |
|
Blick auf Sa Pa |
|
Reisterrassen |
|
Päuschen - Son ist eingeschlafen |
|
Na, wer erkennt, was hier wächst? Allerdings konsumieren die Bergdorfbewohner es nicht, sondern verwenden Hanf ausschließlich für Herstellung von Kleidung und Taschen. |
Am 09.06. sind wir insgesamt 12 km gewandert, bergauf, bergab und ich erspare euch Fotos von den Blasen an meinen Füßen. Ich hatte mich schon gewundert, dass uns neben Son noch vier weitere Damen begleiten. Sehr freundlich und hilfbereit. Tja und dann kam die Mittagspause. Oh man, dort standen ungefähr 30 andere Frauen, die mir alle etwas verkaufen wollten. Die Dame, die mich aber den Weg über begleitete, hattte sozusagen Vorrecht, mir etwas zu verkaufen. Ich wollte aber keine Tasche oder Umhängetuch für mein nicht vorhandenes Baby. Und wieder erklang ein Stimmenteppich der dieses Mal eher unheimlich war. "buy from me" in den unterschiedlichsten Höhen und Tiefen. Mich machten besonders die Kinderstimmen kirre, die so traurig klangen und mit diesem zusätzlichen Mitleidsblick wollte ich am liebsten alle adoptieren. Gerade die älteren Touristinnen kaufen bei den mitleidseregenden Kindern gern. Dabei ist es laut Son ganz furchtbar, wenn du von den Kindern kaufst. Wenn sich herausstellt, dass ein Kind besonders gut verkauft, schicken die Eltern es nicht zur Schule.
|
buy from me - buy from me - buy from me - buy from me - buy from me |
|
Ich habe irgendwann angefangen Fratzen zu ziehen und das Mädchen in der rosa Jacke leicht zu kitzeln. Ich konnte beobachten, wie ihre trauirge Fassade langsam anfing zu bröckeln und irgendwann musste sie so lachen, dass sich auch die anderen Kinder um mich versammelten. Einen kleinen Moment schienen sie alle auch in Gegenwart von Touristen Kind zu sein und nicht mitleidserweckende Straßenverkäufer. Ich und ein Spanier haben uns dann jeder eine kleine Maus geschnappt und sind mit dieser Huckepack über die Wiese galoppiert. Tja, danach war ich noch fünfmal Pferd... |
Generell hat Son sehr viel Interessantes erzählt. Vietnamesen heiraten sehr früh (im Schnitt mit 17/18) und die Eltern suchen eigentlich den Partner aus (das lockert sich zum Glück ein wenig bzw. wenn du Glück hast, beziehen dich deine Eltern bei der Partnerwahl mit ein). Ihre Schwester ist bereits mit 14 verheiratet worden und ist jetzt unglücklich, aber eine Trennung kommt nicht in Frage (zumindest bei den Bergvölkern. In der Stadt mag es vielleicht anders sein).
Abends haben wir bei einer local family in einem kleinen Bergdorf übernachtet. Der Dachboden des Hauses war zu einem Matratzenlager ausgebaut. Zum Abendessen gab es zwei Reisschnäppschen und um 21:15 war ich bereits im Land der Träume.
|
Frühstück in der Küche unserer Gastfamilie |
|
Tao, das kleinste Mitglied der Familie |
So viel Glueck ich bisher mit dem Wetter auch hatte, so verliess es mich allerdings doch am nächsten Morgen. Trekking im Regen, dass macht keinen Spass, allerdings mit dem richtigen Outfit kein Problem (es gibt ein äußerst attraktives Foto von mir in einem zu kleinen, blaugpunkteten Regencape. Das schickt mir die eine Engländerin per Mail. Eventuell reiche ich es dann nach - eventuell).
Ich liege jetzt gerade auf meinem Bett im Hanoi Backpackers und kann gar nicht glauben, dass fast vier Wochen Vietnam schon um sind. Morgen fliege ich nach Thailand und fange im Norden an. Ich habe dann zwei Wochen Zeit, bis Birte kommt, die ich in Phuket treffe.
Wir hören uns - das nächste Mal aus Chiang Rai, Thailand :)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen